NMDA-R - Mein Positives Leben

Mein Positives Leben
HOMEPAGE
2008 - 2018 - ý


ABOUT
Christoph M Huppert
PRIVACY  © by Huppert.es
Mein Positives Leben
Direkt zum Seiteninhalt
NMDA-R

Was ist NMDA-R Autoimmunenzephalitis

NMDA-Rezeptoren gehören zu den ionotropen Glutamatrezeptoren (iGluRs) und kommen vor allem im Zentralnervensystem (v.a. Hippocampus und Großhirn) vor. Sie sind nach dem ebenfalls wirksamen selektiven Agonisten N-Methyl-D-Aspartat benannt.
NMDA-Rezeptoren werden durch extrazelluläre Magnesiumionen geblockt und durch Glutamatbindung aktiviert. Man schreibt ihnen eine Funktion bei der Bildung von Gedächtnisinhalten über die sogenannte Langzeitpotenzierung (LTP) im Gehirn zu.

Kurz Gesagt.:

Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis ist eine seltene Autoimmunerkrankung mit neurologischen Auswirkungen:
Das  Immunsystem greift mit Antikörpern die NMDA-Rezeptoren im Gehirn an und  verursacht damit eine Gehirnentzündung (Enzephalitis).
Die Erkrankung wurde erstmals 2007 in
Philadelphia, USA beschrieben und benannt seitdem wurde sie weltweit intensiv erforscht.

Was Passiert?


Das Immunsystem erkennt üblicherweise  körperfremde Strukturen (z.B. Viren), um diese anzugreifen und zu  eliminieren, damit sie sich nicht unkontrolliert vermehren und uns  dauerhaft krank machen.
Es gibt verschiedene Antikörper (Immunglobuline/Ig), die diese Aufgabe in unterschiedlichen Bereichen übernehmen.
Bei  einer Autoimmunerkrankung greifen bestimmte Antikörper  fälschlicherweise körpereigene Strukturen an, solche fehlgeleiteten  Antikörper nennt man auch Autoantikörper. Bei der  Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis sind es Antikörper der Klasse IgG (in  einigen Fällen zusätzlich IgA oder IgM), die die NMDA-Rezeptoren im  Gehirn angreifen, indem sie sich an ihnen festsetzen.

NMDA  (N-Methyl-D-Aspartat, auch als Glutamat bekannt) ist ein Botenstoff im  Gehirn (Neurotransmitter), der bei der Übertragung von Signalen von  einer Nervenzelle zur nächsten gebraucht wird (wie z.B. auch Serotonin).  
Nervenzellen senden elektrische  Impulse (im EEG sichtbar), die an den Verbindungsstellen zwischen den  Zellen, also an den Synapsen, in chemische Signale umgewandelt werden,  um so mit den Botenstoffen den synaptischen Spalt zu überwinden. Eine  Zelle gibt den Botenstoff frei, der in die dafür vorgesehenen Rezeptoren  der Nachbarzelle passt wie ein Schlüssel ins Schloss.

Werden die Rezeptoren von den  Antikörpern blockiert, kann das Glutamat nicht am Rezeptor andocken und  die Signale können nicht übertragen werden. Haften die Antikörper über  längere Zeit besonders fest an den Rezeptoren, werden diese von der  Nervenzelle internalisiert, d.h. "verschluckt" und zerlegt. So wird  nicht nur die Tätigkeit der Rezeptoren gestört durch Blockierung,  sondern auch die Anzahl der Rezeptoren wird verringert. Daher können  wichtige Informationen nicht mehr in ausreichendem Maße weitergegeben  werden unter den Nervenzellen und es kommt zu Störungen der  Gehirnfunktion.
Die  Verringerung der NMDA-Rezeptoren ist aber reversibel, es können neue  Rezeptoren gebildet werden und ihre Zahl erhöht sich wieder, wenn sie  nicht mehr von den Antikörpern angegriffen werden, bzw. wenn die Bildung  der Antikörper durch geeignete Behandlung verhindert wird.
Im Hippocampus, einer Hirnregion im  Temporallappen, ist die Dichte der NMDA-Rezeptoren besonders hoch, daher  treten dort besonders deutliche Störungen auf bei dieser Erkrankung.  Der Hippocampus ist wichtig für das Gedächtnis und das Lernen, für das  Verarbeiten neuer Informationen, dort werden neue Gedächtnisinhalte wie  in einem Arbeitsspeicher zwischengelagert, um sie dann gegebenenfalls in  das Langzeitgedächtnis zu verschieben. Dies erklärt auch, warum viele  Patienten unter einer Amnesie (Gedächtnisverlust) leiden für die Zeit  der Erkrankung, denn es konnten keine neuen Erfahrungen als Erinnerung  verarbeitet und gespeichert werden. Auch die typischen Probleme mit dem  Kurzzeitgedächtnis und beim Lernen erklären sich dadurch.
Der  Hippocampus ist auch an der Verarbeitung von Emotionen beteiligt, daher  leiden viele Patienten unter starken Gefühlsschwankungen.
Die NMDA-Rezeptoren werden auch mit  Erkrankungen wie Alzheimer oder Schizophrenie in Verbindung gebracht,  sie sind also beteiligt an Abläufen, die das Gedächtnis und die Psyche  betreffen.

Bei ca. 60% der erwachsenen  weiblichen Erkrankten wird während oder nach der akuten Phase ein Tumor  gefunden (bei Mädchen deutlich seltener), fast immer ein gutartiges  Teratom im Eierstock. Teratome bilden sich schon vor der Geburt und  können u.a. Nervengewebe enthalten. Man nimmt an, dass das Immunsystem  dieses Nervengewebe als körperfremd einordnet und eine Abwehrreaktion in  Gang setzt, die sich dann auch auf das Gehirn ausweiten kann (wenn die  Blut-Hirn-Schranke nicht ausreichend funktioniert und Antikörper oder  Antikörper produzierende Plasmazellen die Schranke überwinden und in den  Liquor gelangen). Die genauen Zusammenhänge sind jedoch noch nicht  ausreichend erforscht. Da nicht bei allen Betroffenen ein Teratom  gefunden wird, muss es noch andere Ursachen für die Erkrankung geben,  die operative Entfernung eines Teratoms führt aber häufig zu einer  deutlichen und raschen Besserung und verringert auch die Rückfallgefahr.

Symptome

Es gibt mehrere Phasen im Verlauf der  Erkrankung, nicht jeder Patient zeigt jedoch alle Symptome und auch die  Reihenfolge und Schwere der Symptome ist individuell verschieden.
Dem Anfangsstadium geht häufig eine grippeähnliche Infektion oder Kopfschmerz voraus (bei ca.70% der Patienten).
Es beginnt bei fast allen Patienten  mit psychischen Auffälligkeiten, die von leichter Wesensänderung bis zu  bizarrem Verhalten und psychotischen Episoden mit Halluzinationen oder  Wahnvorstellungen reichen.

Dazu zeigen sich oft erste kognitive  Störungen wie Gedächtnisprobleme, Konzentrationsstörungen, Verwirrtheit  oder Desorientiertheit.
Auch  Sprachprobleme treten häufig auf, meist Wortfindungsstörungen, die im  weiteren Verlauf bis zum Verlust der Sprachfähigkeit führen können.  Üblicherweise ist das aktive Sprechen gestört, das passive  Sprachverständnis jedoch intakt.
Verbreitet sind auch Schlafstörungen;  viele Betroffene fühlen sich sehr erschöpft und schlafen viel, andere  können nur noch wenige Stunden am Stück oder sogar fast gar nicht mehr  schlafen.

Durchschnittlich 1-4 Wochen später  kommt es meist zu Bewegungsstörungen wie unwillkürlichen Bewegungen der  Gliedmaßen oder zum Grimassieren, zu unkontrollierten Bewegungen von  Mund, Zunge oder Augen. Bewegungsstörungen in den Beinen führen zu einem  seltsamen und unsicheren Gangbild oder zu Stürzen und reichen bis zur  völligen Unfähigkeit zu gehen.

Die Muskelspannung kann wechseln  zwischen extremer Anspannung ("steif wie ein Brett", Katatonie),  krampfartigen Zuckungen und Bewegungen (wie Tics) und völliger  Schlaffheit (wie Lähmung). 85% der Betroffenen haben Bewegungsstörungen  (motorische Störungen/Dyskinesien).

Dieser  Wechsel vollzieht sich oft parallel zu Phasen starker Unruhe (die  Patienten können "wie besessen" wirken, wild um sich schlagen und  schreien) und Phasen, in denen sie apathisch und nicht ansprechbar sind  (Bewusstseinsstörungen bei 88%). Während der Unruhezustände kann es zu  aggressivem Verhalten kommen, bei dem Patienten sich selbst und Andere  verletzen können. Daher müssen manche Patienten am Bett fixiert oder mit  Medikamenten sediert, gelegentlich auch über längere Zeit ruhiggestellt  werden, um die Behandlung zu ermöglichen. Mitunter ist als  Schutzmaßnahme auch eine vorübergehende Unterbringung in der Psychiatrie  sinnvoll, wenn Patienten „nicht händelbar“ sind in einem normalen  Krankenhaus.

Auch die Fähigkeit, Nahrung zu  schlucken, kann beeinträchtigt sein und eine künstliche Ernährung  mittels Magensonde erforderlich machen.
Schließlich haben 75% auch  epileptische Anfälle unterschiedlicher Art, von kurzen Absence-ähnlichen  fokalen Anfällen bis hin zu tonisch-klonisch generalisierten Anfällen  (Grand Mal) und auch der Status epilepticus kann auftreten (anhaltender  Anfallszustand). Anfälle können sowohl schon zu Beginn als auch erst im  Verlauf der Erkrankung auftreten.
Bei schwerem Verlauf kann es zu einer  autonomen Instabilität kommen (bei 70%, jedoch in unterschiedlicher  Ausprägung), das heißt, Körperfunktionen wie Regelung der Temperatur,  der Herzfrequenz und der Atmung sind gestört. Temperatur und Puls sind  meist erhöht, die Atmung verlangsamt, sodass evtl. künstlich beatmet  werden muss. Auch Koma und Tod sind möglich (bis zu 4 % der Erkrankten  sterben).
Es gibt gelegentlich untypische  Verläufe, bei denen die Symptome nicht plötzlich einsetzen und sich  rasant verschlechtern, sondern eher schleichend spürbar werden. Bei etwa  4% der Patienten zeigen sich ausschließlich oder hauptsächlich  psychische Beschwerden.

Therapie
2 Formen der Therapie (Aktuelle Behandlungsmethoden)

Behandlungsmethode 1


Standardtherapie nach der Diagnose  ist Cortison (Prednisolon), meist als intravenöse Stoßtherapie über  mehrere Tage, ggf. mehrfach wiederholt als Zyklus.
Zusätzlich erfolgt oft die  intravenöse Gabe von Immunglobulinen (kurz IvIg), auch als Zyklus,  und/oder eine Plasmapherese/Immunapherese/Immunadsorption  ("Blutwäsche"), meist auch als Zyklus eingesetzt.
Cortison wirkt entzündungshemmend und  immunsupprimierend, ist damit also fast immer das Mittel der Wahl zu  Beginn der Behandlung. Hochdosiertes Cortison hat Nebenwirkungen, die  sich bei längerer Einnahme oft deutlich zeigen.
Immunglobuline stammen aus  Spenderplasma und sind eine „bunte Mischung“ von nützlichen Antikörpern,  die das Immunsystem bei einer Autoimmunerkrankung positiv beeinflussen  können. Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht ausreichend erforscht,  aber die immunmodulierende Wirkung ist bei vielen Patienten zu  beobachten. Die IvIg-Gabe muss unter ärztlicher Aufsicht geschehen, da  es gelegentlich zu Unverträglichkeitsreaktionen kommen kann.
Bei der Plasmapherese wird das Blut  des Patienten aus dem Körper geleitet, um das Plasma abzutrennen, in dem  sich die krankmachenden Antikörper befinden. Das Plasma wird durch  Plasmakonzentrat oder eine Albuminlösung ersetzt. Dabei gehen natürlich  auch die wertvollen Antikörper verloren, die Infektionen bekämpfen.
Bei der Immunadsorption werden die Antikörper aus dem Plasma herausgefiltert, der Vorgang ähnelt einer Dialyse.

Behandlungsmethode 2

Daneben gibt es noch weitere  Möglichkeiten, die schädlichen Antikörper zu entfernen, bzw. das  Immunsystem an der Bildung neuer Antikörper zu hindern, nämlich durch  milde Formen der Chemo-Therapie (Methotrexat, Cyclophosphamid) oder mit  dem sehr gezielt wirkenden Rituximab.
Die Chemo-Therapie wirkt  immunsupprimierend, indem sie die Zellteilung der Immunzellen (und  anderer sich schnell teilender Zellen) hemmt und damit die Entstehung  neuer Antikörper verhindert. Die Chemo-Therapie kann Nebenwirkungen  haben, deren Stärke von der Dosis abhängt.
Rituximab ist ein künstlich  veränderten Antikörper, der B-Zellen angreift, also diejenigen Zellen,  die zu Plasmazellen reifen und dann die Antikörper produzieren. So kann  die Bildung neuer Antikörper unterbrochen werden. Rituximab wird meist  gut vertragen.
Es gibt Fälle, in denen all diese  Behandlungen nicht den gewünschten Erfolg bringen, dann kann u.U.  Bortezomib eingesetzt werden, das noch recht neu ist als Medikament  gegen NMDAR-Enzephalitis, aber durchaus positiv eingeschätzt wird in der  ersten kleinen Studie zu Behandlungsversuchen bei therapierefraktären  Fällen.
Auch die Suche nach einem Teratom ist  Teil der Behandlung und sollte nach der akuten Phase fortgesetzt  werden, sofern nichts gefunden und operativ entfernt wurde.
Da nicht jeder Patient gleich gut  oder gleich schnell auf die verschiedenen Behandlungen anspricht, gibt  es bisher keinen einheitlichen Behandlungsplan. Es wird mit der  Standardtherapie begonnen und falls diese Behandlung noch nicht  erfolgreich war, muss individuell entschieden werden, welche weitere  Behandlung infrage kommt. Doch in den allermeisten Fällen findet sich  eine wirksame Therapie.
Fast alle Patienten erhalten  mindestens ein Medikament, das beruhigend oder antipsychotisch wirken  soll, jedoch wurden immer wieder Fälle von paradoxer Wirkung beobachtet,  d.h. die Patienten reagierten mit gesteigerter Unruhe. Die Wirkung  dieser Medikamente sollte also genau beobachtet werden.

Ist die akute Phase überwunden,  bilden sich die Symptome zurück: Die Motorik normalisiert sich, die  Sprachfähigkeit verbessert sich und die Anfälle verschwinden. Diese  Erholungsphase kann unterschiedlich lange dauern, von wenigen Wochen  oder Monaten bis zu zwei Jahren. Bei einigen Patienten scheint die  Erkrankung dann sozusagen rückwärts abzulaufen, d.h. es können auch  Symptome wieder auftauchen, die sich zu Beginn schon einmal gezeigt  haben, während des Höhepunktes der Erkrankung aber nicht wahrnehmbar  waren. In dieser Phase gibt es auch oft Schwankungen im Verlauf, also  bessere und auch wieder schlechtere Tage oder Wochen.
In der Regenerationsphase sind auch  begleitende Maßnahmen wie Physio-, Ergo-, Logo- oder Psychotherapie  erforderlich oder hilfreich, üblicherweise im Rahmen einer stationären  Rehabilitation.

In hartnäckigen Fällen können  Probleme wie Gedächtnisstörungen, mangelnde Impulskontrolle oder  emotionale Schwankungen auch länger andauern, mitunter mehrere Jahre. Da  diese Erkrankung erst seit 2007 bekannt ist, sind Langzeitprognosen  schwierig, jedoch sind einige Fälle im Nachhinein diagnostiziert worden  (durch eingefrorene Liquorproben) und es hat sich gezeigt, dass auch  langfristige Störungen sich noch bessern oder ganz verschwinden können.

Um Rückfällen vorzubeugen, werden  viele Betroffene über längere Zeit (1-2 Jahre, je nach Verlauf)  weiterhin mit Immunsuppressiva behandelt (z.B. Rituximab oder  Prednisolon), insbesondere dann, wenn Tests zeigen, dass immer noch  Antikörper vorhanden sind. In dieser Zeit muss man auch weiterhin mit  einem erhöhten Infektionsrisiko rechnen, da das Immunsystem nicht  ausreichend funktioniert.

Inzwischen hat sich gezeigt, dass auch  nach der Erholung ein bleibender Titer (Messwert) von Antikörpern im  Blutserum nicht bedenklich, sondern eher normal ist. Sicher ist, dass  viele Betroffene sich trotz vorhandener Antikörper gesund fühlen und  keinerlei Beschwerden haben. Meist sinken die Titer im Laufe der Zeit,  was aber mehrere Jahre dauern kann.
Auch die Nachsorge in Form von  Kontrolluntersuchungen erstreckt sich meist über mehrere Jahre. Sinkt  der Titer im Serum oder bleibt er bei geringer Höhe stabil, ist eine  Lumbalpunktion zur Liquorkontrolle nicht mehr notwendig, wenn es dem  Patienten gut geht.


POLICY
Sämtliche Inhalte, Fotos, Videos, Texte und Graphiken sind Urheberrechtlich geschützt. Sie dürfen ohne vorherige schriftliche Genehmigung werde ganz noch auszugsweise kopiert, verändert, vervielfälltigt oder veröffnelticht werden.
All content, photos, videos, texts and graphics are protected by copyright. They may be copied, modified, reproduced or published in whole or in part without prior written permission.

Datenklau und Urheberrecht:
Gemäß der (UrhG) genießt ausschlißlich der Urheber. Ein Verstoß gegen die Bestimmung des UrhG kann zivilrechtliche und Strafrechtliche Konsequenzen haben. Die unerlaubte Verwendung urheberrechtlich geschützter Werke kann mit einer emfpindlichen Gedlstrafe oder gar einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren geahndet werden!
Bereits der versuch ist strafbar.
HOMEPAGE
Entstehung und Weiterentwicklung einer Privat Homepage
von it-direct-support.
Created by ids28
© Christoph Manfred Huppert
ABOUT
Christoph M. Huppert
Postfach 1002
54658 Speicher - Germany
Mein Positives Leben




Zurück zum Seiteninhalt